„Wie gestalten wir eine progressive Sicherheitspolitik ohne Populismus?“ – Input von Jan-Dennis Wulff

Donnerstag, 10.04.2025

Gestern sprach Jan-Dennis Wulff, Sicherheitspolitiker bei Bündnis 90/Die Grünen und Kommissar des BKA, über „Sicherheitspolitik ohne Populismus“. Sein Vortrag zeigte, wie verzerrte Kriminalstatistiken oft genutzt werden – und wie progressive Politik einen anderen Weg geht.

Kriminalstatistik richtig verstehen
Wulff erklärte, dass die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) oft falsch interpretiert wird: Sie zeigt nur die Fälle, die der Polizei gemeldet werden – nicht das tatsächliche Kriminalitätsniveau. Rund 30 % stammen aus dem Streifendienst, der Rest aus Anzeigen. Manche Delikte wie Fahrraddiebstahl werden häufiger angezeigt, andere wie häusliche Gewalt eher selten.

Auch die Debatte um „Ausländerkriminalität“ kritisierte Wulff: Viele Nicht-Deutsche Täter wohnen gar nicht in Deutschland, etwa 40 % sind Touristen, Pendler oder Teil organisierter Kriminalität. Kriminalität sei weniger eine Frage der Herkunft als von Alter, Geschlecht und sozialer Lage.

Law and Order – ein überholtes Modell
Der klassische Ansatz „erst bestrafen, wenn es zu spät ist“ sei wenig nachhaltig. Stattdessen brauche es präventive Maßnahmen. Die PKS 2024 zeigt: Kein dramatischer Anstieg der Kriminalität, aber mehr Drogendelikte (besonders Kokain) und etwas mehr Gewalt – oft bedingt durch intensivere Polizeikontrollen.

Progressive Sicherheitspolitik: Vorbeugen statt bestrafen
Wulff forderte: Sicherheit entsteht durch soziale Investitionen, Bildung, Jugendhilfe und Prävention gegen Online-Radikalisierung. Eine unabhängige polizeibeauftragte Person soll für mehr Transparenz sorgen und Vielfalt in Sicherheitsbehörden fördern.

Fazit
Wulffs zentrale Botschaft: Weniger Kriminalität erreicht man nicht durch mehr Strafen, sondern durch soziale Sicherheit, Unterstützung von Personen in psychischen Krisen. Ein informativer Abend, der zeigte: Sicherheitspolitik geht auch ohne Populismus.